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Wirtschaft

Willkommen auf dem Butzelhof


Tina Haus und ihre Familie auf dem „Butzelhof“ in Windhagen haben Hobby und Philosophie kombiniert. Sie sprechen sich ganz klar gegen genormte Lebensmittel aus und möchten mit Ihrer Arbeit die Vielfalt der Natur fördern. Hier ist kein Schaf oder Huhn wie das andere und kein Ei gleicht dem nächsten. Hier werden keine Lebensmittel und erst recht keine Lebewesen „entsorgt“ weil Sie nicht der Norm entsprechen. Hier wird das Tier nach einem artgerechten Leben auch auf seinem letzten Weg begleitet. Alles kommt aus einer Hand. Von der Geburt bis zum Tag der Schlachtung. „Das Bewusstsein, dass ein Schnitzel mal ein lebendiges Tier war ist uns wichtig!“ betont Tina Haus. Zum Butzelhof gehören ca. 350 Schafe verschiedener Landschafrassen, ein paar Rinder, Max das Shetlandpony, Gänse, Hühner und die fleißigen Helfer, die Hütehunde. Auch bedrohte Nutztierrassen durch die Zucht von Gescheckten Bergschafen, Grauen Gehörnten Heidschnucken und Bayrischen Landgänsen finden hier Ihren Platz. 

V.l.n.r: Michael Christ, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Asbach, Martin Buchholz, Ortsbürgermeister Windhagen, Landrat Achim Hallerbach, Azubi Nick, Tina Haus und Till Potratz.

„Hoher Besuch“ stellte sich am 14. Februar 2022 in Windhagen im Ortsteil Hohn ein. Zur Besichtigung kamen auf Initiative der beiden Wirtschaftsförderer Jörg Hohenadl (Wirtschaftsförderung im Landkreis Neuwied) und Peter Fischer (Wirtschaftsförderung Verbandsgemeinde Asbach) auch Michael Christ, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Asbach und der Landrat Achim Hallerbach. „Es ist ganz toll, das wir in der Verbandsgemeinde Asbach einen weiteren regionalen Vermarkter haben, der von der Aufzucht über die Pflege bis hin zur Schlachtung und dem Verkauf der Produkte alles aus einer Hand anbietet“, betonte Michael Christ. Achim Hallerbach sicherte politische Unterstützung zu und verwies auf die Vernetzung mit den Nachbarkreisen Altenkirchen und Westerwaldkreis. Die Initiative „Wir Westerwälder“ fördert Regionalität und informiert die Bevölkerung über besondere, nachhaltige Betriebe, die sich gerade im Hinblick auf Klimawandel und Wandel der Landwirtschaft dieser Herausforderung stellen.

Den Startschuss zur heutigen Landwirtschaft durch den Butzelhof gab es bereits 2003. Es begann alles mit dem Kauf von einem zwei Wochen alten Kalb und der fixen Idee von Tina Haus vom eigenen gesunden und „glücklichen“ Fleisch. Das hat so gut funktioniert, dass ihr erstes eigenes landwirtschaftliches „Nutztier“ immerhin 16 Jahre alt werden durfte, bis er schnell und völlig unerwartet am 13. Dezember 2019 im Alter von fast 17 Jahren gestorben ist. Damit hat „Butzeli“ immerhin fast die ersten 17 Jahre des landwirtschaftliches Betriebes immens geprägt und ist mit Tina Haus durch alle guten und schlechten Zeiten gegangen. So musste auch einfach er es sein, der dem Betrieb den Namen verleiht. Dem Butzelhof.

„Dank ihm habe ich die ersten Einblicke in die Landwirtschaft und unser „täglich Brot“ erhalten.“ berichtet Tina Haus „Ich wollte mehr über die Herkunft und den Werdegang unserer Lebensmittel wissen und lebte in der Natur, mit den Tieren und mit der körperlichen Arbeit auf. Ich fing als ahnungsloser Quereinsteiger eine landwirtschaftliche Berufsausbildung an und besuchte nach anschließendem Gesellenjahr auf einem Milchviehbetrieb die Fachschule für Agrarwirtschaft. Diese schloss ich 2008 mit dem Agrarbetriebswirt ab. Seitdem habe ich bis zur Geburt unseres Sohnes in 2017 bei einer Futtermittelfirma gearbeitet und mich dort mit der wirtschaftlichen Haltung und Ernährung landwirtschaftlicher Nutztiere beschäftigt. Letztes Jahr ist die endgültige Entscheidung gefallen, alles auf eine Karte zu setzen und den Betrieb zukünftig im Vollerwerb zu führen.“


Entschlossen den Betrieb auf wirtschaftlich stabile Beine zu stellen, baute die Familie im vergangenen Jahr neben einem Hofladen ein kleines EU-zertifiziertes, zukunftstaugliches Schlachthaus für ihre eigenen Schafe und Lämmer. So bleiben den Tieren lange Transportwege und Stress erspart. Zurzeit schlachtet und verwurstet die Metzgerei Prangenberg in Vettelschoß noch die Tiere, aber das Schlachten und Zerlegen wird Tinas Mann Till Potratz übernehmen, der dafür eigens einen Schlachtschein gemacht hat. Ziel ist, zehn bis zwölf Lämmer pro Woche zu schlachten und nach Kundenwunsch zu zerlegen. Auch andere Bearbeitungsmöglichkeiten, wie zum Beispiel marinieren, werden dann möglich sein. Die Tiere werden zur Gänze genutzt, daher sind im Hofladen neben leckerem Lammfleisch, Wurst und Schinken, auch Hundefutter, Lammfelle, Wolle und Textilien aus Lammwolle, Kuscheltiere, Dekorationsartikel, Lanolin­haltige Schafseife und Schafskäse vom Demeter-Betrieb Kühn erhältlich. Der Laden ist montags von 1O bis 15 Uhr, freitags von 15 bis 19 Uhr und samstags von 12 bis 16 Uhr geöffnet. Nähere Infos hierzu finden Sie auf der Homepage www.butzelhof-windhagen.de